An der Uni Gießen gibt (gab?) es eine Vorlesung mit dem Titel Internet und Politik. Dazu gibt es auch einen Blog, der über die Vorlesung hinaus weitergeführt wird und auch als digitale Dauervorlesung bezeichnet wird. Ist es nicht interessant, was ursprünglich evt. als Begleitmaterial für eine Vorlesung gedacht war, existiert nun weit über die Vorlesung hinaus…

13 Comments on Internet und Politik

  1. Die Vorlesung ist zwar längst vorbei, aber das Blog funktioniert noch ganz gut. Weniger als Ergänzung der Lehre (das übernimmt inzwischen eine proprietäre Plattform der Uni), dafür aber als Begleitmedium zur allgemeinen wissenschaftlichen Arbeit. Das Problem dabei: bloggen gilt in Deutschland nicht als adäquate akademische Publikationsweise – wie sieht das in den USA aus? Werden Veröffentlichungen in Weblogs genauso ernst genommen wie Beiträge in wissenschaftlichen Papier-Publikationen?

  2. Ich weiss nicht, ob Veröffentlichungen genauso ernst genommen werden, aber viele Professoren in den USA haben persönliche Blogs (besonders Wirtschaftswissenschaftler).

  3. Ich denke, Blogs können und sollten nicht als wissenschaftliche Publikation verwendet werden, denn es fehlt zum Beispiel an Dauerhaftigkeit (also, ob der Blog in 10 Jahren überhaupt noch existiert), eindeutiger Identifizierbarkeit (also, ob in 10 Jahren der URL zum Blog immer noch der selbe ist, oder ob er schon 5 mal die Domain gewechselt hat) und Modifizierbarkeit (eine wiss. Publikation, sollte nicht mehr verädert werden); „Um falsche oder gefälschte Resultate zu unterbinden, wird es den Forschern in der Regel nicht gestattet, eine Publikation nachträglich zurückzuziehen – so dass der Ruf, der mit einer nicht korrekt geleisteten Arbeit verbunden ist, kaum zu tilgen ist.“ (Wikipedia)

  4. Nun ja, das Archivierungsproblem ließe sich garantiert lösen, schließlich bieten die meisten Bibliotheken zB auch Examensarbeiten oder Forschungspapiere längst nur noch elektronisch an. Und: welche wissenschaftlichen (Papier-)Zeitschriften in zehn Jahren noch verfügbar sind, ist auch noch nicht so ganz klar… 😉

    Ich denke, gerade in den USA gibt es inzwischen Weblogs, die eher wie eine „personalisierte wissenschaftliche Fachzeitschrift“ funktionieren (schauen sie sich zB mal henryjenkins.org an). Gibt es in den USA einen eigentlich einen institutionalisierten Diskurs bzw. wissenschaftliche Zeitschriften (gerne auch auf Papier ;-), die sich mit „interaktiver Wissenschaftskommunikation“ auseinandersetzen?

  5. Wir meinen, dass Ideen nicht nur auf Papier produziert werden koennen, aber auch im Weblogs. Wir sind in der Epoche des Internets und Blog Publikationen muessen ganz gleich ernst genommen werden. Es ist egal ob man die Wissenschaftliche Erfindungen in einem Hochglanzbroschuere oder in einem Blog liest. Die Beitraege in die Wissenschaftlichen Publikationen sind viel passiver im Vergleich zu Weblogs wo man ganz einfach Diskussionen aufregen kann.

  6. Ich bin Mitglied eines „editorial board“ einer Fachzeitschrift und wir achten bei der Begutachtung der eingereichten Manuskripte stark auf die Qualität und darauf, ob die Fakten stimmen (soweit, wie man das beurteilen kann!). Wie wird das auf einem Blog gewährleistet?

  7. Die wissenschaftlichen Publikationen im Internet sind gut für die Öffentlichkeit der Wissenschaft, aber sie können nicht allein standen. Professoren können ihre Arbeit/Forschung mit Blogs aufbessern, aber sie müssen auch die traditionellen Methoden von Publikation benutzen. Blogs und inviduelle Webseiten haben kein System für die Begutachtung durch Kollegen, und das System ist sehr wichtig für akademische Gesellschaften.

  8. Weblogs koennen offizielle Papiere und online Wissenschaftliche Publikationen nicht ersetzen (aus den Gruenden, die schon erwaehnt wurde), aber sie haben immer noch eine wichtige Rolle fuer die Ausbreitung von wissenschaftlichen Kenntnisse.

  9. Wir sind damit einverstanden, dass die Idee von der Veröffentlichung von der Forschung im Internet gut ist. Aber in der Wirklichkeit würde es viele Probleme mit der Wahrheit mitbringen. Mit der Zeit konnte eine richtige Forschung bei den Webloggern frei interpretiert werden und seinen richtigen Inhalt verlassen.

  10. Natürlich gibt es Blogs, die akademisch sind. Professoren, Journalisten, und Studenten schreiben oft akademische Blogs, aber wenn man ein Blog liest, ist es nötig, dass man vorsichtig und kritisch sein soll. Die Glaubwürdigkeit einer Website hängt von der Reputation des Autors ab. Es gibt auch bessere Möglichkeiten, akademische Forschung im Internet zu veröffentlichen als Blogs.

  11. Am Wichtigsten ist ein Überprüfungsprozess. Einseits könnte ein Blog eine persönliche Davervorlesung oder ein Mittel mit Kolleginnen mitzuarbeiten sein, aber es darf nicht gleich wie ein Papier-Publikation begrifften werden. Wenn ein Blog wie glaubwürdige Quelle von Wissenschaftlicherer Information begriffen werden möchte, muss es ein Prüfungskommitte wie übliche wisseschaftliche Publikationen. Schließlich ist Wissenschaft ein Vorgang, der nachweislich und verantwortlich für ihre Ansprüche sein muss und ohne Aufsicht wird die Gelegenheit von Fehler oder Betrug immer größerer.

  12. Vertrauen Sie nicht zu sehr auf das Funktionieren von „peer review“-Verfahren? Die Kontrolle wissenschaftlicher Arbeiten durch eine Fach-Community wird derzeit von vielen Kolleg/innen (und auch in der Wissenschaftsforschung) angezweifelt: Seilschaften bevorzugen bestimmte Autoren, einzelne Themen haben schlechtere Chancen sich durchzusetzen, es entstehen „Review-Kartelle“ etc.

    Bietet nicht gerade die („akademische“) feedback-Kommunikation in Blogs ähnliche Möglichkeiten wie die üblichen Kontrollverfahren, nur unter anderen medialen Bedingungen?

  13. Stimme Christoph Bieber vollkommen zu: Peer Review-Verfahren sollte man nicht unkritisch als _die Lösung zur Qualitätssicherung sehen.

    Mich erstaunt etwas, dass in einigen Kommentaren von einem Entweder-Oder ausgegangen wird. Warum soll denn ein Blog Papers oder andere akademische Veröffentlichungen ersetzen? Für mich ist mein Blog eine wunderbare Ergänzung, mit dem ich übrigens eine ganz andere Community erreiche als mit wissenschaftllichen Publikationen. Denn mein Blog lesen Studenten und Praktiker, einen wissenschaftlichen Artikel eher Kollegen.

    Eine andere Funktion, die mein Blog (wie auch Wikis oder Bookmarks) für mich hat: Es ist ein öffentlicher Notizkasten, der neben dem erwähnten Effekten für mich selbst ein hilfreicher Fundus sein – und damit einen Forschungsprozess unterstützen kann.

Schreibe einen Kommentar

Deine E-Mail-Adresse wird nicht veröffentlicht. Erforderliche Felder sind markiert *